Das nächtliche Dortmund (Überblick)
Verfasst: Mi Apr 05, 2023 6:56 pm
Dortmund - neuntgrößte Stadt Deutschlands, drittgrößte Stadt des Ruhrgebiets, das Zentrum Westfalens. Deutschlandweit bekannt durch den Ballspielverein Borussia 09 e.V. Dortmund (oder schlicht BVB) ist Dortmund das wichtigste Zentrum im östlichen Revier. Die Technische Universität (TU) Dortmund lockt Studierende der Naturwissenschaft aus ganz Westdeutschland an, die Kulturszene bietet diverse Museen, Opern-, Schauspiel und Konzerthaus und die große Einkaufsstraße Westenhellweg dominiert den Handel der Region schon seit dem Mittelalter.
So steht es in den Werbebroschüren der Stadt. Aber ist das die Wahrheit?
Das Dortmund der Welt der Dunkelheit ist ein düsterer Ort, als es Hochglanzheftchen glauben machen wollen. Der Strukturwandel - der Versuch, von der Schwerindustrie auf den Dienstleistungssektor umzuschwenken - kommt (wenn überhaupt) nur schleppend voran und die neuen Jobs bieten meist wenig mehr als seelenschindende Plackerei im Großraumbüro. Auch wenn Teile der Industrieruinen der Kultur gewidmet wurden, sind die Zeichen des Verfalls überall zu sehen. Im Stadion schwören Fans ihrem Verein "Treue bis zum Tod!" und "Tod und Hass dem S04!" und selbst die anrückenden Hundertschaften der Polizei werden der Gewalt rund um die Spiele kaum Herr. Sparzwang bestimmt die Politik und dennoch verschwinden Steuergelder immer wieder heimlich in privaten Taschen. Und dennoch zieht Dortmund die Jugend der umliegenden ländlichen Regionen magisch an - denn welche Perspektive gibt es da draußen schon?
Geschichte
Schon in der Jungsteinzeit war das Gebiet um Dortmund besiedelt, aber erstmals urkundlich erwähnt wurde Dortmund in der Wikingerzeit - Anno 882 - als "Throtmanni". Nach einem Hoftag des Kaisers Barbarossa 1152 siedelten sich Handwerker und Händler in der Region an und sorgten dafür, dass der Ort zur Stadt wurde. Die Ausmaße der heutigen Innenstadt erreichte Dortmund bereits 1200 - Stadtmauern inklusive - doch ein Großbrand 1232 zerstörte die Häuser beinahe vollständig. Auch das Stadtarchiv mit allen Aufzeichnungen ging dabei verloren. 1236 wurden die Stadtprivilegien erneuert und Dortmund mit seinem lateinischen Namen Burgus Tremonia erstmals als Reichsstadt bezeichnet.
Schon Ende des 13. Jahrhunderts begann sich die Stadt als Zentrum der Brauereikunst zu etablieren. Die Stadt wurde Mitglied der Hanse und mächtige Händlerfamilien beherrschten die Politik. Dortmund lag günstig an einer uralten Handelsstraße, dem Hellweg (Salzweg), was diese Entwicklung begünstigte. Die Bürger setzten sich erfolgreich gegen die Ambitionen der Grafen von Mark und des Erzbistums Köln durch. Doch mit dem Ende des Mittelalters und insbesondere im dreißigjährigen Krieg verlor Dortmund seine Bedeutung. 1793 lebten hier nur noch 4500 Einwohner. Dann kam die Industrialisierung. Eine wichtige Eisenbahnstrecke und der 1899 eröffnete Dortmund-Ems-Kanal mit dem Dortmunder Hafen machten die Stadt zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Zechen und Stahlindustrie sorgten für ein enormes Bevölkerungswachstum: Dortmund wurde zur Großstadt. Umliegende Orte wurden eingemeindet, die Stadt wuchs über die mittelalterlichen Grenzen hinaus, das Stadtbild wandelte sich radikal.
Das Bombenfeuer des zweiten Weltkriegs setzte dem ein feuriges Ende. 90 Prozent der Stadt wurden zerstört und was vom mittelalterlichen Stadtbild geblieben war, brannte ein weiteres Mal zu Asche. Das Wirtschaftswunder aber wirkte auch in Dortmund nach: 1950 zählte die Stadt 500.000 Einwohner und die guten Arbeitsbedingungen zogen Arbeiter aus dem Osten, aus Italien und später der Türkei an. Das Ende der Schwerindustrie bis zur Jahrtausendwende aber nahm den Nachkommen dieser Zuwanderer jedoch bald jede Perspektive. Wie überall im Ruhrgebiet wird heute auch in Dortmund die Vergangenheit verklärt. Und wenn die Hoffnung verloren geht, bleiben immer noch der Alkohol und der Hass auf den S04.
Politik
Dortmund wird - wie viele Städte im Ruhrgebiet - üblicherweise von der SPD regiert, die auch 2023 mit Torsten Ostphal den Oberbürgermeister stellt. CDU und Grüne haben ebenfalls Rückhalt in der Bevölkerung. Aber Dortmund ist auch eine Hochburg der rechten Szene. Im Stadtteil Dorstfeld werden ganze Straßenzüge von Neonazi-Familien dominiert, die sich zunächst in der Vereinigung "Nationaler Widerstand Dortmund" und nach deren Verbot in der Partei "Die RECHTE" organisiert haben. Gemäßigtere Hetzer finden eine Heimat in der AfD, die hier bei Bundestagswahlen bereits über 10 Prozent der Stimmen erreicht hat. Als Reaktion darauf haben sich Antifa-Gruppen radikalisiert und es kommt zu nächtlichen Straßenkämpfen mit Schlagringen und Molotov-Cocktails. Die Polizei sieht diesen Ausschreitungen meist tatenlos zu.
Dortmund ist in zwölf Stadtbezirke unterteilt, zu denen wiederum mehrere Stadtteile gehören. Die Stadtbezirke in der Übersicht:
Zentrum: Innenstadt-West | Innenstadt-Ost | Innenstadt-Nord
Osten: Brackel | Aplerbeck
Süden: Hombruch | Hörde
Westen: Lütgendortmund | Huckarde
Norden: Mengede | Eving | Scharnhorst
(Quelle: Wikipedia)
So steht es in den Werbebroschüren der Stadt. Aber ist das die Wahrheit?
Das Dortmund der Welt der Dunkelheit ist ein düsterer Ort, als es Hochglanzheftchen glauben machen wollen. Der Strukturwandel - der Versuch, von der Schwerindustrie auf den Dienstleistungssektor umzuschwenken - kommt (wenn überhaupt) nur schleppend voran und die neuen Jobs bieten meist wenig mehr als seelenschindende Plackerei im Großraumbüro. Auch wenn Teile der Industrieruinen der Kultur gewidmet wurden, sind die Zeichen des Verfalls überall zu sehen. Im Stadion schwören Fans ihrem Verein "Treue bis zum Tod!" und "Tod und Hass dem S04!" und selbst die anrückenden Hundertschaften der Polizei werden der Gewalt rund um die Spiele kaum Herr. Sparzwang bestimmt die Politik und dennoch verschwinden Steuergelder immer wieder heimlich in privaten Taschen. Und dennoch zieht Dortmund die Jugend der umliegenden ländlichen Regionen magisch an - denn welche Perspektive gibt es da draußen schon?
Geschichte
Schon in der Jungsteinzeit war das Gebiet um Dortmund besiedelt, aber erstmals urkundlich erwähnt wurde Dortmund in der Wikingerzeit - Anno 882 - als "Throtmanni". Nach einem Hoftag des Kaisers Barbarossa 1152 siedelten sich Handwerker und Händler in der Region an und sorgten dafür, dass der Ort zur Stadt wurde. Die Ausmaße der heutigen Innenstadt erreichte Dortmund bereits 1200 - Stadtmauern inklusive - doch ein Großbrand 1232 zerstörte die Häuser beinahe vollständig. Auch das Stadtarchiv mit allen Aufzeichnungen ging dabei verloren. 1236 wurden die Stadtprivilegien erneuert und Dortmund mit seinem lateinischen Namen Burgus Tremonia erstmals als Reichsstadt bezeichnet.
Schon Ende des 13. Jahrhunderts begann sich die Stadt als Zentrum der Brauereikunst zu etablieren. Die Stadt wurde Mitglied der Hanse und mächtige Händlerfamilien beherrschten die Politik. Dortmund lag günstig an einer uralten Handelsstraße, dem Hellweg (Salzweg), was diese Entwicklung begünstigte. Die Bürger setzten sich erfolgreich gegen die Ambitionen der Grafen von Mark und des Erzbistums Köln durch. Doch mit dem Ende des Mittelalters und insbesondere im dreißigjährigen Krieg verlor Dortmund seine Bedeutung. 1793 lebten hier nur noch 4500 Einwohner. Dann kam die Industrialisierung. Eine wichtige Eisenbahnstrecke und der 1899 eröffnete Dortmund-Ems-Kanal mit dem Dortmunder Hafen machten die Stadt zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Zechen und Stahlindustrie sorgten für ein enormes Bevölkerungswachstum: Dortmund wurde zur Großstadt. Umliegende Orte wurden eingemeindet, die Stadt wuchs über die mittelalterlichen Grenzen hinaus, das Stadtbild wandelte sich radikal.
Das Bombenfeuer des zweiten Weltkriegs setzte dem ein feuriges Ende. 90 Prozent der Stadt wurden zerstört und was vom mittelalterlichen Stadtbild geblieben war, brannte ein weiteres Mal zu Asche. Das Wirtschaftswunder aber wirkte auch in Dortmund nach: 1950 zählte die Stadt 500.000 Einwohner und die guten Arbeitsbedingungen zogen Arbeiter aus dem Osten, aus Italien und später der Türkei an. Das Ende der Schwerindustrie bis zur Jahrtausendwende aber nahm den Nachkommen dieser Zuwanderer jedoch bald jede Perspektive. Wie überall im Ruhrgebiet wird heute auch in Dortmund die Vergangenheit verklärt. Und wenn die Hoffnung verloren geht, bleiben immer noch der Alkohol und der Hass auf den S04.
Politik
Dortmund wird - wie viele Städte im Ruhrgebiet - üblicherweise von der SPD regiert, die auch 2023 mit Torsten Ostphal den Oberbürgermeister stellt. CDU und Grüne haben ebenfalls Rückhalt in der Bevölkerung. Aber Dortmund ist auch eine Hochburg der rechten Szene. Im Stadtteil Dorstfeld werden ganze Straßenzüge von Neonazi-Familien dominiert, die sich zunächst in der Vereinigung "Nationaler Widerstand Dortmund" und nach deren Verbot in der Partei "Die RECHTE" organisiert haben. Gemäßigtere Hetzer finden eine Heimat in der AfD, die hier bei Bundestagswahlen bereits über 10 Prozent der Stimmen erreicht hat. Als Reaktion darauf haben sich Antifa-Gruppen radikalisiert und es kommt zu nächtlichen Straßenkämpfen mit Schlagringen und Molotov-Cocktails. Die Polizei sieht diesen Ausschreitungen meist tatenlos zu.
Dortmund ist in zwölf Stadtbezirke unterteilt, zu denen wiederum mehrere Stadtteile gehören. Die Stadtbezirke in der Übersicht:
Zentrum: Innenstadt-West | Innenstadt-Ost | Innenstadt-Nord
Osten: Brackel | Aplerbeck
Süden: Hombruch | Hörde
Westen: Lütgendortmund | Huckarde
Norden: Mengede | Eving | Scharnhorst
(Quelle: Wikipedia)