[Mai 23] Nächtlicher Besuch [Feodor / SL]

[Das Grubenlicht]

"Naturmuseum." antwortet Coelin. "Ich weiss nicht wie alt Ostermann war. Die anderen haben gesagt er sei noch nicht so lange Prinz...gewesen, aber er war es schon als ich dazu kam. meine Freunde waren auch nicht alt...nicht so sehr alt, wie wir werden können und sind trotzdem verschwunden. Habe auch zuvor, bevor es so schlimm wurde von Angriffen auf Zufluchten gehört. Aber wenn die Menschen so viel besser geworden sind...so schnell..." Das war erschreckend und beängstigend.

"Wenn du was findest...ich würds gern wissen." Sie scheint ebenso wie du noch nicht ganz sicher ob sie dir trauen kann, aber will die Chance nicht ungenutzt lassen.

"Ich werde ab und zu vorbei kommen."

[Feodor Mykyta Petrov]

“Ja, ein Austausch”, stimme ich zu. Ich sehe mich neben der Halle etwas um und nicke dann zu einem kleinen Haufen langsam vor sich hin verrottenden Gerümpel in einem Gewucher aus Brennnesseln hin. Ein Stapel alte Holzpaletten und eine langsam durchrostende Restrolle von dem Drahtzaun, der hier und da etwas vom Gelände absperrt.
“Toter Briefkasten. Du oder ich klemmen eine Zigarettenschachtel zwischen die Paletten”, sage ich. Zigarettenschachteln, weil sie halbwegs regensicher sind und nicht irgendein Penner sie für Pfand einsammelt. Und in dreckiger Zeitnot kann man die eine oder andere Nachricht drin oder dran verstecken. “Der andere klemmt eine zweite dazu, sobald er es sieht. Danach die nächste Dienstagnacht. Wenn wir die verpassen, dann die vom Dienstag darauf. Zeit in etwa wie jetzt.”

Keine kreative Sache, aber so risikolos und einfach für beide Seiten wie es sich machen lässt, mit zeitlichem Spielraum. So kriegt man alte Kalaschnikows geschoben oder zwei gejagte Vampire an einen Ort ohne dass alle gleich nervös werden.

[Das Grubenlicht]

Sie schaut auf die Paletten, dann wieder zu Feodor und nickt. "Gut. Machen wir so. Hoffe ich muss das nicht bereuen und wenn nicht...lass dich nicht wegschnappen, Petrov." sagt sie und dreht sich um. Wartet nicht mehr auf viele Abschiedsworte und geht davon.

[Feodor Mykyta Petrov]

Ich hebe zum Abschied kurz die Hand. Der Hund und ich sehen ihr dabei zu wie sie von der Dunkelheit verschlungen wird.

Für eine Weile starren wir. Ich entspanne mich, sobald Bonny sich entspannt und anfängt, die Stelle zu beschnüffeln, an der unser Gast gesessen hat. Ich komme mir lausig vor - Gäste sollten ein besseres Willkommen erhalten. Doch zu meiner Verteidigung sage ich mir selbst, dass weder sie noch ich wussten, wo wir am Ende dieser Unterhaltung stehen würden. Und sicher sind wir uns beide wohl immer noch nicht. Das muss wachsen, mit der Zeit und solange wir es hier machen, in Dortmund.

Nach einer Weile drehe ich um und noch eine kleine Runde mit dem Hund. Gedanken ordnen. Der Hund hält wenig davon, aber ihr gefällt es ebenso wie mir, das Revier abzulaufen, das wir der Nacht abtrotzen. Sie lernt, sich an die Gerüche der Jungs zu erinnern, glaube ich. Schwer zu sagen, doch es ist fast so als würde ich sie verstehen. Oder vielleicht hängen wir zwei einfach nur zu viel aufeinander, zwei Flüchtlinge aus dem Osten und jeder von uns hat zu viel Scheiße durchgemacht um sauber aus irgend etwas heraus zu kommen.

Ich werde Vukho bescheidgeben, was Coelin angeht. Die Jungs sollen mir sagen, wenn sie wieder auftaucht. Das Ding mit dem toten Briefkasten ist nur für Vukho - wir wissen immer noch nicht, aus welcher Richtung die Gefahr tatsächlich kommt und die Jungs müssen nicht mehr wissen als sie für ihre Arbeit brauchen.

===ENDE===