Self-Image [Fluff, Feodor]
Verfasst: Mi Mai 03, 2023 11:12 am
Seit ich in der Stadt ankam, habe ich nichts getan als zu überleben. Es ist nicht das erste Mal, dass ich in diesen merkwürdigen Zustand verfalle. Jedes Selbstbild, das man aufbaut, wird abgeschliffen und unwichtig. Man hält sich für klug? Mächtig? Stark? Gut, böse, einen Freund, einen Vater, einen Kameraden, reich, arm, verlogen, wahrhaftig, egal.
All das wird einfach weggewischt und man funktioniert. Das ist, was mit einem passiert, wenn Soldaten einmarschieren oder Raketen einschlagen oder man im gefliesten Folterkeller der Bratva festgeschnallt ist.
Es braucht eine Weile, um wieder von da weg zu kommen. Ein Teil kommt nie wieder zurück. Das sind die Narben, die bleiben. Es ist nicht mein erstes Mal und nicht meine erste Narbe.
Ich habe aber beschlossen, dass ich dieses Mal etwas anders mache. Und zwar genau jetzt, in diesen Nächten nachdem ich überlebt habe und der Verstand beginnt, zu begreifen, was passiert ist. Der wahre Horror beginnt hier, wenn man die Scherben des alten Selbstbildes aufsammelt und sich beinahe daran schneidet.
Früher, bei den ersten Malen, habe ich einfach aufgesammelt und bin irgendwie, mehr schlecht als recht, wieder zurückgefallen in die alten Muster. Ich bin einer, der Leute anführt. Der Sachen versteht, für die andere nicht den klaren Blick und nicht den Biss haben. Ich bin einer, der sich die Hände schmutzig machen kann und nicht mit der Wimper zuckt. Ich habe Durchblick wo andere nicht einmal hinsehen wollen.
Und damit kommen dann die ganzen anderen Illusionen: Ich bin reich. Ich befehle. Ich habe so viele Frauen wie ich will. Kaviar und Vodka, goldene Rolex und fetter Mercedes, Lederschuhe und Maßanzug, Gehstock und Montblanc.
Von da aus ist es dann nicht weit bis zur Überheblichkeit, die mir beim letzten Mal das Genick gebrochen hat. Lebedev hat mich zerschlagen wie eine Porzellanballerina. Und ich bin noch in diesen kostbaren, ersten Nächten, in denen mich die Illusionen noch nicht wieder eingeholt haben. Sie werden wiederkommen, wenn ich nichts dagegen tue. Und ich muss zumindest die Fassaden aufrechterhalten, sonst bin ich tot. Aber ich kann all die zerschlagenen Scherben nehmen und sie so zusammen setzen wie es mir gefällt. Das ist eine geheime Freiheit, vielleicht darum die größte, die man jemals haben kann.
All das wird einfach weggewischt und man funktioniert. Das ist, was mit einem passiert, wenn Soldaten einmarschieren oder Raketen einschlagen oder man im gefliesten Folterkeller der Bratva festgeschnallt ist.
Es braucht eine Weile, um wieder von da weg zu kommen. Ein Teil kommt nie wieder zurück. Das sind die Narben, die bleiben. Es ist nicht mein erstes Mal und nicht meine erste Narbe.
Ich habe aber beschlossen, dass ich dieses Mal etwas anders mache. Und zwar genau jetzt, in diesen Nächten nachdem ich überlebt habe und der Verstand beginnt, zu begreifen, was passiert ist. Der wahre Horror beginnt hier, wenn man die Scherben des alten Selbstbildes aufsammelt und sich beinahe daran schneidet.
Früher, bei den ersten Malen, habe ich einfach aufgesammelt und bin irgendwie, mehr schlecht als recht, wieder zurückgefallen in die alten Muster. Ich bin einer, der Leute anführt. Der Sachen versteht, für die andere nicht den klaren Blick und nicht den Biss haben. Ich bin einer, der sich die Hände schmutzig machen kann und nicht mit der Wimper zuckt. Ich habe Durchblick wo andere nicht einmal hinsehen wollen.
Und damit kommen dann die ganzen anderen Illusionen: Ich bin reich. Ich befehle. Ich habe so viele Frauen wie ich will. Kaviar und Vodka, goldene Rolex und fetter Mercedes, Lederschuhe und Maßanzug, Gehstock und Montblanc.
Von da aus ist es dann nicht weit bis zur Überheblichkeit, die mir beim letzten Mal das Genick gebrochen hat. Lebedev hat mich zerschlagen wie eine Porzellanballerina. Und ich bin noch in diesen kostbaren, ersten Nächten, in denen mich die Illusionen noch nicht wieder eingeholt haben. Sie werden wiederkommen, wenn ich nichts dagegen tue. Und ich muss zumindest die Fassaden aufrechterhalten, sonst bin ich tot. Aber ich kann all die zerschlagenen Scherben nehmen und sie so zusammen setzen wie es mir gefällt. Das ist eine geheime Freiheit, vielleicht darum die größte, die man jemals haben kann.