[April 2023] Unerwünscht (Pezzi / SL)

[Der Steiger]

Irgendetwas von der Konsistenz von Eisen greift deinen Nacken. Einen Sekundenbruchteil später fliegst du auf die nächste Wand zu, den Kopf voran. Was dann folgt ist in keiner Hinsicht schön. Weder das laute, schmatzende Knacken, als dein Schädel gegen die Wand schlägt, noch der Schmerz, der sich wie eine Atombombe in deinem Kopf ausbreitet, noch der Geschmack deiner Wange, die sich zwischen Zähnen und Wand aufreibt. Dein bewusstes Ich bleibt für einen Moment benommen liegen...

...aber da ist etwas in dir, das Miriam dort stehen sieht, völlig ruhig, die Arme hinter dem Rücken verschränkt und dieses etwas will sie zerreißen und zerfetzen!

[Pezzi]

Ich müsste tot sein. Oder zumindest ins Koma fallen. Da ist ein Panzer gegen mich gefahren, hat mich auf den Boden geschmissen und anschließend Ballett auf mir getanzt. Ein seltsam anmutiger und filigraner Panzer.

Ich bin wach. Und doch wieder... in mir selber eingesperrt. Mein Körper dreht sich auf den Bauch und presst sich wieder auf die Beine. Ich will das nicht tun, aber ich hechte nach vorne, knurrend, außer Kontrolle. Dieses etwas hat mich so feste im Griff, wie die Schraubzwinge in meinem Nacken bevor ich gegen die Wand geflogen bin.

Nach 2 Schritten verharre ich noch immer knurrend. Doch dieses Knurren kommt wieder von mir und ist nur ein Echo des Monsters, dass gerade noch aus mir gesprochen hat. Ich fasse an meinen Kopf.

"Was... ... ... ist hier los?!"

Ich bebe - nicht vor Kälte. Anspannung ist es. Schmerz.

"... ... du... meinst das ernst? Vam... pir?"

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Raserei gegen 2: 5 Erfolge (kritisch)

[Der Steiger]

"Ich bin nicht für meinen Sinn für Humor bekannt", sagt die 'Geißel' trocken. "Aber du scheinst ein Mindestmaß an Selbstkontrolle zu besitzen. Gut. Ich will unsere Zeit nicht mit unnötigen Demonstrationen meiner physischen Überlegenheit verschwenden." So wie sie da steht, ist sie gar nicht sonderlich groß. Zierlich. Aber die Delle in der Wand hinter dir verrät, dass dieses unscheinbare Äußere nur eine Fassade ist.

"Dein altes Leben ist vorbei, Kind Pezzi. Wie lange deine neue Existenz andauert, hängt unter anderem davon ab, wie du meine Fragen beantwortest." Sie lässt dir genug Zeit, um den Stuhl aufzusuchen, falls du das brauchst und zieht dann ein altertümliches Buch heraus. "Zunächst einmal: Was weißt du über denjenigen - oder diejenige - die dich in die Nacht geführt hat... zu einem Kind Kains..." Sie seufzt "...zu einem 'Vampir' gemacht hat?"

[Pezzi]

Keinen Sinn für Humor. Das habe ich gemerkt. Ich lege meine Hand auf die Wange.

Miriam meint den Scheiß also ernst? Das ist doch Bullshit. Und doch... auf der anderen Seite... ... spricht einiges dafür. Immer mehr. Mit jedem Moment. 'Scheiße!'

Tatsächlich greife ich nach dem Stuhl und setze mich dann da hin. 'Ich bin... tot? Babe auch... ich hab Blut getrunken.'

Es dauert einen Moment, nachdem die Frage nach der Irren verstummt war. Ich starre auf Miriams Füße und meine Gedanken rasen weiter um den Gedanken, dass ich Drakulas Nachfahre sein könnte. Irrsinn... ... aber... seltsam logisch. Hunger. Die Angst vor dem Sonnenaufgang. Dieses... Ding.

"Öhh... was? Achso... ... Eigentlich komme ich aus Dortmund. Ich war auf Fortbildung in Hagen... Und auf dem Weg vom Hotel zurück zum Bahnhof fiel sie mich an. Oder jemand Anderes? Ich glaube der Angreifer ist aus den Bäumen am Wegrand auf mich gesprungen. Aufgewacht bin ich in der Lagerhalle."

Ich reibe mit der anderen Hand - die eine liegt immer noch auf der blutenden Wange - meine Nase.

"Sie sagte was davon, dass sie mich bewundere... weil ich was gegen die Ungerechtigkeit tue. Und das sei das... 'Warum'? Ich nehme an, der Grund, warum sie... ... mich zu einem Vampir gemacht hat." So wirklich glauben kann ich das noch immer nicht. Es klingt falsch aus meinem Mund.

"Sie gab mir Bab... ... ein Schwein... zum... ... ..." Ich würge bei dem Gedanken daran und spreche es nicht aus. Versuche mich an den Rest zu erinnern.

"So richtig gesehen habe ich sie nicht. Sie stand immer hinter zwei Scheinwerfern. Aber da war sowas... wie eine Schlange. Sie spritze mich mit Wasser ab und als sie dann näher kam trug sie eine Maske. Sie schaute meinen Körper an und... wirkte überrascht. Fast schon panisch. Es sei ein Fehler gewesen... und sie müsse nachdenken. Dann rannte sie davon und ließ mich in der Halle zurück. Ich... befreite mich." In dem ich die verfluchte Kette aus der Wand gerissen habe! "... ... und als die Sonne aufging... versteckte ich mich in einer Kiste. Dann war ich hier. Den Rest kennst du."

[Der Steiger]

"Kennt Ihr", korrigiert sie dich sachlich. "Unter den Kindern Kains werden Unhöflichkeiten hart bestraft. Du bist ein Kind in dieser Welt. Bis du freigesprochen wirst, empfehle ich dir, vor deinen Älteren zu kriechen. Andere Kinder sprichst du mit 'werter' an, insbesondere, da noch nicht geklärt ist, wer du bist. Neugeborene, also freigesprochene junge Vampire, sprichst du mit 'wohlwerter' an, wenn sie Ämter tragen, mit ihrem Titel. Ancillae, also ältere Vampire, sprichst du mit mit 'verehrter' und Titel an. Ich bin für dich die verehrte Geißel, wie erwähnt. Die Ahnen... sprichst du nie selbst an und sei froh, wenn du ihre Aufmerksamkeit nicht auf dich ziehst. Sowieso redest du besser nur, wenn du angesprochen wirst."

Sie klappt ihr Buch auf und beginnt zu schreiben. Der Stift fliegt über das gegilbte Papier. Runzelt kurz die Stirn. "Wir haben keine Schlange gefunden", sagt sie leise. "Vielleicht ein Ghultier. Oder du hast den Wasserschlauch gesehen und in der Dunkelheit..." Miriam tippt auf das Papier. "Das mit dem Fehler. Hat sie das ausgeführt? Was ist vorher passiert?"

[Pezzi]

Ich versuche mit zu kommen, bei dem was Miriam mir da über Anreden erzählt. Was sagte sie. Lerne oder sterbe? Ich nehme die Sache lieber ernst. Wenn sich das hier doch noch als gut gemachter Scherz rausstellen würde, kann ich das immer noch vergessen.

"Verehrte Geißel" ich wiederhole dies und spreche Miriam zugleich an. "Wie... erkenne ich andere Kinder? Oder Neugeborene? Ahnen? Oder... A. Ancril... Ancrilla? Wer ich bin? Was meinst d... ... meint ihr... damit?"

Ich komme mir ein wenig dämlich dabei vor sie so anzusprechen. Was als nächstes? Bellen? 'Herrin'?

"Ja. Es kann sein, dass das der Wasserschlauch war. Es ging alles so schnell. Und... ... ich habe die Kontrolle verloren, als das Wasser mich traf. Etwas in mir... wollte sie zerfetzen und riss an den Ketten. Im Anschluss stand sie bei mir. Wie gesagt. Sie schaute mich sehr intensiv an... als würde sie etwas auf meinem Körper suchen, was aber nicht da war. Ich habe... keine Ahnung.... konnte nur ihre Augen sehen. Sie war vollkommen aufgelöst und verzweifelt. 'Das ist war ein Fehler.' Sie müsse nachdenken. Und ich solle warten... bis zum Morgen hätten wir ein bisschen Zeit. Mehr nicht. Dann war sie weg... und ist nicht mehr wieder gekommen."

[Der Steiger]

"Im Zweifel sei einfach still und warte ab", lautet der sicher gut gemeinte Rat. Sie lauscht deinen Worten. Dann schüttelt sie leicht den Kopf. "Das ist nicht viel. Aber ich habe trotzdem einen Verdacht." Sie klappt das Buch zu. "Zu deiner Situation, Kind: Unter uns gibt es Gesetze, die weit älter sind als die der Sterblichen. Und eines davon lautet..." Sie richtet sich auf und zitiert wie aus einem heiligen Werk: "Du sollst nur mit Erlaubnis deines Ahnen zeugen. Zeugst du Andere ohne Einwilligung deines Ahnen, so sollen sowohl du als auch deine Nachkommen erschlagen werden."

Der Stift, dessen Kosten sicher höher als dein Monatseinkommen liegen, zeigt auf dich. "In diesem Fall bist du der Nachkomme, Kind Pezzi. Üblicherweise würde ich einen, wie sagte sie, 'Fehler' wie dich ohne Wenn und Aber vernichten. Nein, das ist nicht fair. Aber es ist das Gesetz. Du kannst dich allerdings glücklich schätzen." Sie lächelt, ein bitteres Lächeln. "Wir suchen Freiwillige für eine Selbstmordmission. Deine beste - und einzige - Chance, einem zweiten Tod zu entgehen."

[Pezzi]

Ich nicke auf den Rat hin. Mitspielen. Dann folgt das 'Gesetz'. Meine Kehle schnürt sich zusammen und irgendetwas in mir macht sich wieder einmal kampfbereit. Hätte Miriam das vorher erwähnt hätte ich meine Informationen sicher besser verkauft. Sie wusste das sicher.

Ich schaue mich um. Meine Situation ist nicht besser geworden, trotz der fehlenden Fesseln.

Selbstmordmission. Na fabelhaft. Im Grunde, wie meine gesamte Lage... einfach fabelhaft. An den Trip glaube ich nicht mehr. Zu Real. Zu lang... zu schmerzhaft. Ich bin also ein Vampir. Mein Gegenüber ist in der Lage mich ohne Weiteres gegen die Wand zu werfen... und droht nun mit meinem endgültigen Tod.

"Bekomme ich Details, bevor ich mich entscheide?" Meine Stimme klingt resignierend. Im Grunde hatte ich gar keine Wahl - nur mein Kopf suchte noch verzweifelt nach einer Erklärung für das Alles hier... nach einem Ausweg.

[Der Steiger]

"Sicherlich. Ich exekutiere sehr effektiv. Dank jahrzehntelanger Übung, einem exzellenten Schwert und dem geistigen Willen, nicht zu zögern. Der Trick ist, den Hals mit einem Mal zu durchschneiden." Sie zieht mit der Hand eine Linie vor ihrer Kehle. "Sauberer Schnitt, so dass der Kopf gar nicht bemerkt, was dem Körper geschehen ist. Sowohl bei den Kindern Kains als auch bei den Sterblichen eigentlich unfehlbar - wenn man es nicht gerade bei den Gangrel versucht. Da muss man gelegentlich wirklich sägen." Miriam kneift das Auge zusammen. "Aber bei einem jungen 'Vampir' wie dir sollte das kein Problem darstellen."

Sie legt die Hände auf den Rücken und erwartet geduldig deine Entscheidung.

[Pezzi]

Bei ihrer Erklärung lege ich die Hand an die Kehle. Reibe die Haut. Schlucke.

Ein bestimmendes Kopfschütteln schließt diese Wahl definitiv aus. Ich hänge an meinem Kopf und will, dass das auch noch ne Weile so bleibt.

"Also... die Mission." entscheide ich nun auch verbal. "Wodrum geht es? Wie kommt ihr darauf, dass ich der Richtige dafür bin? Und... was zur Hölle ist jetzt ein Gangrel?"