[April 23] Launch Day Fail (Nikolas / SL)

[Der Steiger]

This is it. Der große Tag. St. Elon's Day. Launch Day. Deine Chance auf ein größeres Stück vom Kuchen. Deine Chance es ihnen zu zeigen. Und du wirst es ihnen zeigen. Blow their minds! Die meisten dieser alten Knochen wissen nicht mal, wofür PC steht - geschweige denn, was sich hinter Crypto oder NFT verbirgt. Und dein Business Plan ist solide. Du musst ihn nur gaaaanz langsam darlegen, damit auch Graf Snöbli von Anno Dazumal folgen kann. Das wird hart. Aber du bist härter.

Mara - deine Noch-Chefin, bye bye Mama, cu soon - wirkt angespannt. Das ist zwar lächerlich, aber auch irgendwie niedlich. Meist ist sie ja viel zu sehr damit beschäftigt, den Stock im Hintern zu zelebrieren. Aber wenn du deine Präsentation abgespielt hast, dann kannst du klassische Musik spielen. Sido - Mama ist stolz auf dich. Die Fail-Chance liegt bei 0,01 Prozent. Okay, realistisch bleiben. 0,02 Prozent. Du würdest Mara am liebsten detailliert darlegen, warum sie Technik der letzten Generation ist, aber schließlich hätte sie dich nicht zu dem gemacht was du bist, wenn sie das verstehen könnte.

Als ihr in den großen Raum tretet, verstummt das Getuschel. Du schaust über die Gesichter, ohne wirklich jemanden zu sehen. Seneschall, Prinz - alles nur Audience für dich. Sie nennen dich Kind, aber du bist hier der Erwachsene, der ihnen erklären muss wie die Welt läuft. Grandpa ist allerdings nirgends zu sehen. Er liebt seine kleinen schattigen Ecken, irgendwo in Reihe 2. Dafür bleibt dein Blick für einen Moment am Goldkind hängen. Malina Bellevue, Seneschall-Nachwuchs, Rosenstolz, smash of your dreams. Sie lächelt dich lieblich an.

Ungewohnt, aber irgendwie logisch - heute ist der Tag, wo du dich beweist und sie endlich diese Schulhof-Ich-Mag-Dich-Dauer-Sticheleien beenden kann. Wie in einer dieser romantischen Komödien auf die Frauen (und Toreador besonders) stehen. Was ein geiler Moment.

Der Prinz gibt das Zeichen. Du beginnst mit deinem Vortrag. Wie werde ich reich als alter Vampir im Internet - 101. Dein Ticket zur Freisprechung. Go!

<3 <3 <3

[Nikolas Grießhammer]

Ich habe dutzende solcher Präsentationen gegeben, wenn nicht hunderte. Zugegebenermaßen konnte das Publikum mir nicht den Körper mit einer Hand zermalmen, aber es fehlte nicht viel. Aber Haie sind Haie, ob sie nun Greenlight Capital heißen oder Prinz der Domäne Essen. Dennoch bildet sich ein Kloß in meinem Magen, seltsam, aber anders beschreiben kann ich es nicht. Das mit Drogen veredelte Blut von vor einer Stunde hilft auf jeden Fall langsam. Dass ich der Geilste bin weiß ich bereits, aber langsam fühle ich mich auch wieder so.


Ich starre auf die geschlossene Tür mit meinem Aktenkoffer, richte die 300 Euro teure Krawatte und gebe dem namenlosen Hiwi ein Nicken. Die Gespräche im Raum verstummen, sobald ich eintrete und ich spüre ihre Blicke. Mit jedem Schritt wächst meine Zuversicht, meine Stunde hat geschlagen. Altes Blut, neues Blut, Toreador, Ventrue und alles dazwischen hat sich versammelt, denn sie wollen was ich habe - und das in Massen. Mara ist auch gekommen. Sicherlich, um sich zu vergewissern, dass alles nach ihrem blöden Plan läuft. Nette Geste aber unnötig, immerhin hat hier eh keiner eine Ahnung worum es überhaupt geht.

“Hochverehrte Majestät, meine Damen und Herren”, beginne ich. Null Plan, was die eigentlich richtige Anrede für die ganzen Adelstitel in dieser Kammer ist. Spielt ja auch keine wirklich Rolle, werden die schon nicht so eng sehen. Immerhin gibt es hier Geld zu verdienen. Gott sei Dank wurden die Präsentationsmaterialien schon vorher aufgebaut.

“Was wäre, wenn ich Ihnen eine Möglichkeit zeigen könnte, Profite von 1,579% zu erzielen? Ohne jeden Schritt der eigenen Untertanen zu überwachen, ohne lästige Rivalen in Schach halten zu müssen. Ach, was”, ich werfe meine Arme dramatisch in die Luft wie schon so oft bei diesen Präsentationen. “Ohne die eigene Zuflucht verlassen zu müssen! Aus den sicheren eigenen Wänden und das auch noch anonym!"

Ich kann das Interesse sehen, ich kann es förmlich riechen. Die gleichen Impulse, die gleiche Gier. Malinas amüsierter, lieblicher Ausdruck sollte mir zu Denken geben aber vielleicht hat sie ja endlich die Scharade aufgeben.
Manche hier haben sicherlich noch Nazigold unter ihren Matratzen gebunkert. Wie ich da wohl rankommen könnte? Für einen Moment noch lasse ich die Frage im Raum hängen, bevor ich meine rechte Hand hebe, wie ein Prophet aus dem alten Testament. “Das Internet macht es möglich - Kryptowährungen, das Geld der Zukunft. Schenkt mir etwas von eurer Zeit und ich zeige Euch, was möglich ist mit etwas Startkapital und einem Laptop. Das ist die Chance einzusteigen, bevor es zu spät ist. Hier…”


Ich beginne mit meiner Präsentation. Die ist tight, die ist geschmeidig und mit genug Fachbegriffen gefüllt, dass ich sicher sein kann, dass der Prinz keinen Schimmer hat was er hier sieht. Muss er ja auch gar nicht, dafür gibt es ja mich: Den Kenner, den Könner und mal wieder - den Macher. Mara hat so ein Glück mit mir gehabt.

[Der Steiger]

Einige der Kainskinder im Raum beginnen, sich während deines Vortrags anzublicken. Andere lauschen dir ohne jede Bewegung der Mimik - kein Blinzeln, kein Atmen, tough Crowd. Der Prinz hat die Fingerspitzen aneinandergelegt und die Hände locker auf seinem Schoß. Sein Gesicht ist edel, aber unbewegt. Die Seneschall dagegen scheint mit ihrem Blick ein Loch in deine Stirn bohren zu wollen. Malina lächelt süß.

Als du fertig bist, kommt kein Applaus. Das hier ist kein TED-Talk. Aber du spürst trotzdem, dass du einige der jüngeren und weniger einflussreicheren Kainskinder überzeugt hast. Ein Kerl mit wirren Haaren hat sogar mitgeschrieben. Und mit einer gesunden Base lassen sich auch die großen Fische knacken. Mara steht extrem still, erwartet das Urteil des Prinzen. Der wiederum tippt einmal die Zeigefinger zusammen. Die Seneschall tritt vor.

"Wir danken Nikolas, Kind der Nosferatu, für seinen Vortrag. Bevor wir die Frage seiner Freisprechung entscheiden, wird es notwendig sein, ein wenig Kontext zu gewinnen. Malina Bellevue, Kind vom Clan der Rose, tritt vor." Sie tritt nicht einfach vor. Sie gleitet. "Was ist deiner Ansicht nach von dem Vortrag dieses Kindes zu halten?"

Die junge Rose klatscht entzückt in die Hände - oder zumindest interpretierst du ihre Geste so, da du den schwarz gekleideten Diener nicht bemerkst, der sich ehrfürchtig seinen Weg durch die Menge der Versammelten bahnt...

[Nikolas Grießhammer]

“Das ist unsere Chance im 21. Jahrhundert wieder mitzuspielen. The Line can only go up!” Meine Worte hallen mir noch einige Sekunden nach, als ich in die leeren Gesichter meines Publikums schaue. Nicht ein Gedanke hinter den toten Augen. Ich schwöre, manche habe ich schon bei dem Wort Kapital verloren. Macht nichts, gibt genug jüngere Vampire hier, deren Hirnmasse sich noch nicht zu Staub verwandelt hat.

Trotzdem hatte ich etwas mehr Enthusiasmus erwartet, wenn ich ehrlich bin. Ok, sind halt ein paar schwere Konzepte dabei, aber sollte diesen Titanen der Nacht ja wohl nicht allzu schwer fallen zu verstehen, was miner und was was validater nodes bedeuten…oder? Normalerweise kommen wenigstens ein paar Fragen aber wahrscheinlich sind alle noch zu nicht ready, haben sich noch erholt von dieser Rakete einer Präsentation.

Seltsamerweise, suche ich trotzdem Maras Blick. Dort finde ich keine Zustimmung, Ablehnung, Panik oder Stolz - nur tote, kalte Fischaugen, wie sonst auch. Naja, vielleicht hat Malina ja was zu sa - Oh Gott, die grinst ja immer noch.

Nachdem der Prinz zu sprechen anfängt und Bewegung in den Raum kommt, ist mir eins klar: Eventuell, vielleicht, unter Umständen, in der Theorie und abstrakt gedacht - wird es nicht ganz so cash money wie ich dachte. Mein Gesichtsausdruck muss köstlich für so manchen sein.

[Der Steiger]

Malina nimmt einen Zettel von dem Diener entgegen, überfliegt diesen kurz. Dann wendet sie sich um und sinkt anmutig auf beide Knie vor dem Prinzen. "Höchstverehrter Prinz, ich danke euch für diese Gelegenheit zu sprechen. Hochverehrte, verehrte, ehrbare Anwesende. Ich muss euch vor einem schrecklichen Fehler bewahren!" Die Augen wenden sich ihr zu. Der wirre Typ hört auf zu schreiben.

"Was Nikolas von den Nosferatu beschrieben hat", fährt die liebliche Stimme fort "wird allgemein als..." Sie schaut auf den gereichten Zettel "...Crypto-Scam bezeichnet. Simpel gesprochen geht es darum, bei einem groß angelegten Betrug nicht der letzte Dumme zu sein. Was aber dieser Verborgene hier vorgeschlagen hat, würde Mitglieder des Hofes nicht zu Profiteuren machen - sondern zu Opfern!" Der Raum gerät in Unruhe. Mara zieht scharf die Luft ein.

Und dann zerlegt Malina nach und nach all deine Argumente, deckt die kleinen Details auf, die du lieber verschwiegen hast. Sie versteht offenbar nicht alle Notizen auf dem Blatt vollständig, aber wer auch immer da für sie zugehört hat, kennt sich aus. Das Schlimmste aber kommt zum Schluss. "Ich vermute daher gar, höchstverehrter Prinz, dass jedes - jedes! - Kainskind in diesem Raum am Ende das Ziel dieses Betrugs geworden wäre." Was nicht stimmt. Es stimmt einfach nicht. Du wärst nie so dumm, den Prinzen (so offensichtlich) zu verarschen, oder die Primogen. Und sie weiß es.

Sie dreht sich dir zu und zieht den Mundwinkel hoch, als sie die letzte Dolchspitze setzt: "Man muss Nikolas zumindest für seinen Mut gratulieren. Wenn man es so nennen will."

Das ist der Moment in dem du Rot siehst. Tiefes, tiefes Rot. Das letzte, was du erkennst, bevor der Schleier fällt, sind deine Hände, die auf ihr Gesicht zurasen...

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Du erwachst in einer seltsamen, wackelnden Umgebung. Du sitzt auf einer kleinen Bank. Deine Arme fixiert. Deine Beine auch. Das wenige Licht einer elektrischen Deckenlampe verrät, dass dies wohl der Rückraum eines Kleintransporters ist. Dir gegenüber sitzt Mara, die dich beobachtet. Ihr Blick macht dich fürchten. Neben euch sitzen zwei Maskierte in schwerer Montur. Dein Nachbar hält einen Pflock in der Hand, den er wohl soeben aus deiner Brust gezogen hat. Er beobachtet dich aufmerksam.

What the fuck ist passiert?

[Nikolas Grießhammer]

“Woah, das ist so nicht - da fehlt der - lass mich doch ausre…” Aber meine kläglichen Proteste gehen unter. Was für dramatische Loser. Die wissen doch gar nicht, wovon sie reden! Diese digitale Analphabetin versaut mir meine ganze Tour. Die haben ja noch gar nicht verstanden, dass wir die Menschen ausbeuten, um ihre ganze Kohle einzusacken. Was denkt die, wer sie ist?

Das ganze eskaliert auf jeden Fall in Richtungen, die mir gar nicht gefallen. Die Stimmung kippt gewaltig, Unmut baut sich auf und so langsam beschleicht mich das Gefühl, in eine Falle getappt zu sein. “Eure Majestät, diese Anschuldigungen sind haltlos. Ich würde niemals - ” doch diese dumme Kuh kann einfach nicht anders, als meine Knöpfe zu drücken. Noch bevor ich meine Erklärung an den Prinz richten kann, drehe ich mich zu ihr. Ich bin stärker als viele denken, wenn ich sie gut erwische, dann können die ihr Gesicht von meiner Faust kratzen. Oh, Genugtuung, wenigstens das.

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Als ich wieder zu mir komme, brauche ich einen Moment um zu begreifen, wo ich bin. Bewegungsunfähig? Check. Alter Van? Check. Meine Erzeugerin tötet mich, wenn es nicht die Handlanger der Domäne tun? Check. Ich blicke zwischen Mara und dem Pflock hin und her. “Also, wie viele Anteile haben sie gekauft?"

[Der Steiger]

Volltreffer. Du kannst förmlich sehen, wie Mara ihr Tier niederkämpfen muss. Die Wachen machen sich bereits bereit. Aber deine Erzeugerin besitzt eine eiserne Selbstkontrolle. Sie beißt die Zähne zusammen bis es knirscht, dann entspannt sich ihr Gesicht langsam. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Wenn Blicke töten könnten, dann würdest du jetzt gerade zu Asche zerfallen. Aber Mara sagt kein Wort. Sie schaut dich einfach nur an, aus diesen toten, kalten Augen.

Wohin auch immer ihr unterwegs seid, es geht schnell voran, das ist spürbar. Autobahn?

[Nikolas Grießhammer]

Ok, das war ein Fehler. Ich kann sehen, wie Mara mich zerfleischen will und auch wenn es mir einen Moment der Katharsis brachte - war keine gute Idee. Ich sollte meine Klappe halten, die Zähne zusammenbeißen und warten, bis mir etwas erklärt wird. Einfach Geduld haben, abwarten und meine Optionen überdenken.

“Erzählt mir jemand, was hier gerade vor sich geht? Wo sind wir? Wohin geht es?” Natürlich kann ich meine Klappe nicht halten. Wenn ich das könnte, wäre ich nicht hier. Die beiden Wachen sehen auch nicht besonders hilfreich aus, um ehrlich zu sein, machen sie einen fürchterlichen Eindruck. Unsicher sehe ich zu Mara herüber. “Ich…ich hab Malina doch nicht erwischt, oder?” Das wäre wirklich schlecht, verdammt schlecht für meine Position.

[Der Steiger]

"Ich bringe euch in die Stadt Dortmund, mein liederlicher Nachfahre", sagt eine tiefe Stimme von rechts von dir. Zwischen den beiden Männern sitzt eine weitere Gestalt, die du bisher einfach nicht wahrgenommen hast. Ein altes Gesicht, tief verwurzelt in vergangenen Jahrhunderten, gekleidet in die schwarze Kluft des Sheriffs. "Du kannst von Glück sagen. Nachdem was du getan, der Prinz hätt' jedes Recht gehabt, dich zu vernichten." Biedermanns Art zu reden, dieses Altväterliche, wirkt in den besten Moment antiquiert charmant. Jetzt gerade ist es ziemlich anstrengend.

Aber das alles ist zweitrangig. Dortmund. Wenn es einen sprudelnden Quell für Urban Legends am Hof gab, dann war es die Stadt im Osten des Ruhrgebiets. Oder besser gesagt, für Creepypasta. Keiner weiß, was dort im letzten Jahr geschehen ist, außer dass mittlerweile völlige Funkstille herrscht und dass die Späher des Prinzen keine Spur der dortigen Camarilla mehr finden konnten. Zumindest diejenigen, die es zurück geschafft haben. Und das waren nicht alle.

Du hast wilde Theorien gehört. Und nun offenbar die Chance erhalten, diese live zu überprüfen.

"Mich dauert am meisten das Schicksal meiner Tochter", fährt Biedermann fort und blickt zu Mara, die den Kopf abwendet. "So fähig und nun doch zu Fall gebracht, durch die Sünden eines anderen. Erinnere dich an die vierte Tradition, Nachkomme!"

[Nikolas Grießhammer]

Irgendwie haben die alle noch nicht gerafft, was der Pitch überhaupt war. Natürlich ist es ein Pump and Dump, immerhin reden wir von spekulativen Vermögenswerten. Aber die scheiß Sterblichen sind die Dumps, wir die Pumps! Eigentlich will ich das dem alten Sack erklären, aber er jagt mir eine Heidenangst ein und ich halte lieber wirklich meine Klappe. Sicherlich bin ich für ihn mehr als entbehrlich.

“Dortmund”, murmel ich. “Na geil.” Tod durch Exil. Hätten die mich genauso gut einähscern können, läuft doch aufs gleiche hinaus. Werwölfe soll es da geben! Nagut, das hat mir ein junger Malk erzählt, aber manchmal labern die nicht nur Stuss.
Aber gut, macht Sinn. Wenn wir drauf gehen, dann ist auch gut - wenn wir Erfolg haben, dann noch besser. Erfolg? Was sollen wir da eigentlich?

Auch ich folge Biedermanns Blick zu Mara. Sie kann einem fast leid tun irgendwie. Sie ist schon ne ganz schöne Furie, aber immerhin hat sie mir ne Chance gegeben.