Die Stadtbahn setzt sich in Bewegung, die Mallinckrodtstraße entlang. Du hältst dich mit vampirischer Eleganz auf den Beinen, während Sinan nach einer Halteschlaufe greift. Es gibt zwei Netzpläne, einen für die Haltestellen dieser Linie (offenbar der U47) und einen für das Dortmunder Netz insgesamt. Du studierst den letzteren und stellst fest, dass die meisten Linien auf drei Haltestellen im Stadtzentrum zulaufen: Stadtgarten, Reinoldikirche und Kampstraße. Wobei auch der Hauptbahnhof ein Ubahn-Knotenpunkt zu sein scheint.
Während du den Plan studierst, schaut dir Sinan über die Schulter. "Ey wir müssen bis Kampstraße und da umsteigen oder halt laufen. Is nich weit." Er grinst. "Ist voll gut der Club, ganz neu. So die alten Zechen und so. Mein Büyükbaba hat da gearbeitet. Aber der mag kein Techno."
"Dein Bückipapa? Was ist das?" Larissa schaut auf dem Plan nach der Haltestelle und nimmt sich vor, sich erstmal die Station anzugucken bevor sie aussteigt.
"Also Techno ist schon okay, halt kinda ziemlich retro. Aber ich will die Szene kennen lernen, Leute kennen lernen. Ganz normale Leute mal zur Abwechslung. Ich hab mich voll dem Rebranding verschrieben." Sie legt ihre Hände auf Sinans Schultern und drückt sie leicht.
"Und du wirst mir dabei helfen."
"Das mein Opa. Guter Mann." In diesem Moment geht es mit euch bergab. Nicht wegen deiner kulturellen Ignoranz - die Libido ermöglicht es, so einiges wegzustecken - sondern weil die Straßenbahn in einen unterirdischen Tunnel einfährt. Draußen wird es noch finsterer als zuvor und die Rattern und Klackern nimmt um ein Vielfaches zu, hallt von den nahen Tunnelwänden wider.
Deine Hände auf Sinans Schulter, deine letzten Worte im Lärm untergehend... Er missversteht den Moment, schließt die Augen und beugt sich vor...
Larissa will gerade fragen, warum er nicht einfach Opa sagt. Opa. O-P-A. Drei Buchstaben. Bückipapa, dreihunderachtungvierzig Buchstaben.
Sie ist immernoch in Gedanken verloren an umständliche Ausdrücke und wie viel cooler und kürzer man sie halten könnte, als sie merkt wie Sinan näher kommt. Ihr erster Instinkt ist ein lautes What the fuck?! in ihrem Kopf, das aber schnell von diesem neuen Ding ersetzt wird. Das Ding, das Dunkelheit mag und sich wie ein wohlig warmer und grausamer Gedanke ausbreitet und die Chance ergreifen will.
Larissa beugt sich vor, presst ihre Lippen kurz auf die von Sinan und lässt ihre Zähne herverspringen, um ihm einen Kuss zu geben, von dem sie beide was haben.
Die Straßenbahn wackelt, deine Lippen wandern zu Sinans Hals, er presst sich an dich (hart, in jeder Hinsicht) und du schlägst die Fänge ein. Das gibt sicher einen Knutschfleck. Sinan seufzt in dein Ohr und entspannt sich, vielleicht sogar etwas zu viel, denn als die Straßenbahn in die nächste Haltestelle einfährt und bremst, gleitet seine Hand aus dem Haltegurt und er sinkt an deine Brust, was dein Gleichgewicht gefährlich durcheinanderbringt.
(Hunger 1)
(Bitte Wurf auf Geschick & Sportlichkeit gg. 2 um das Gleichgewicht zu halten)
Larissa macht einen Schritt zurück und fängt so das zusätzliche Gewicht ab, das auf sie fällt. Mit einer Hand stützt sie Sinan und drückt ihre Schulter gegen seinen Körper, während sie mit der anderen die Stande in der Bahn greift.
"Hey. Hey, ist gut jetzt. Sei nicht so melodramatisch!" Immerhin ist das ihr Job!
Sinan seufzt glücklich, wirkt nun aber vergleichsweise schlapp. Er lässt sich schwer auf einen Sitz fallen, die Arme zu den Seiten ausgestreckt, die Beine breit (was seine Nachbarin, eine Mittvierzigerin, ziemlich irritiert). Er hätte sich zumindest auf einen der Seitenplätze statt voll in die Mitte setzen können. Auf seinem Gesicht steht ein glückliches, unschuldiges Lächeln. Immerhin ist es dir vorher gelungen, die Wunde zuzulecken.
Auch du fühlst dich ziemlich gut, bis du bemerkst, dass weiter vorne im Gang der muskulöse Kerl steht, der dich schon wieder anblickt. Ziemlich finster sogar.
Larissa schaut zu dem Muskelprotz. Trotzig. Sie würde gerne einschüchternd wirken, aber das letzte Mal, dass sie das versucht hat endete im Chaos. Anscheinend hat das Ding in ihr geholfen und damit fast die oberste Regel des Vampir Clubs verletzt. Schöne Scheiße.
Darum starrt sie nun nur zurück, flippt ihr Haar über ihre Schulter und lächelt dann kokett.
Es wird ihr auf jeden Fall bewusst, dass sie schnell irgendeinen großen Typen als Bodyguard braucht. Am besten einen mit Hirn. Vielleicht sollte sie eine Annonce schalten (lassen). Oder einfach sich das nächste Gym der Gegend anschauen.
Die nächste Station. Dortmund Hauptbahnhof. Der andere wirft ihr noch einen Blick zu, hält aber offenbar nicht gern den Kontakt und verlässt dann den Wagen. Sinan hat die Augen geschlossen und atmet gleichmäßig ein und aus, offensichtlich in süßen Träumen versunken.
Unwahrscheinlich, dass er in dieser Nacht noch tanzen will.
Du ziehst eine Adresse aus der Tasche, mit einer kleinen Skizze. Dein Drogendealer sollte nicht weit von hier zu finden sein, an einer Ecke nördlich des Hauptbahnhofs. Zumindest wenn deine Informationen passen. Oder du kannst clubben gehen.
Die Nacht ist jung und dein Zuhause eine Bruchbude. Also was solls?
Larissa schnappt sich Sinan und zerrt ihn aus dem Wagen. Man ist ja kein Unmensch und außerdem kann man nie wissen, wann jemand einem nochmal nützlich sein wird.
Anhand der Skizze versucht sie die Location von AJ zu finden. Kann eigentlich nicht so schwer sein. Famous last words....
